Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Friedrich Wilhelm Christoph Daniel starb am 24. März 1921, acht Tage vor dem Stichtag der Zwangsauflösungsverordnung. Sein Tod führte dazu, dass das gebundene Vermögen mit dem Übergang nicht frei wurde. Sein Sohn, Graf Sigurd-Wilhelm, plante die Heirat mit einer bürgerlichen Frau. Nach den weiterhin gültigen Fideikommissbestimmungen hätte er in diesem Fall das Fideikommiss an den nächstberechtigten Anwärter abtreten müssen.

Diese Schwierigkeit wurde durch einen Familienschluss vom 15. Juni 1921 gelöst, der die durch § 24 der Stiftungsurkunde festgelegte Pflicht zur adeligen Heirat aufhob. Der Familienschluss wurde vom Auflösungsamt für Familiengüter in Naumburg bestätigt und erhielt am 2. September 1921 Rechtskraft. Dies ermöglichte es Graf Sigurd-Wilhelm, am 6. September seine geplante Ehe zu schließen, ohne das Fideikommiss zu verlieren.

Die drei Schwestern von Graf Sigurd-Wilhelm wurden mit den Einkünften aus den verpachteten landwirtschaftlichen Grundstücken des Vorwerks Ellersell abgefunden, die als Allod klassifiziert waren. Im Gegenzug übertrugen sie ihr Miteigentum an den Grundstücken auf Graf Sigurd-Wilhelm.

Anno 1947 wurde die Familie Sigurd Graf v.d. Schulenburg durch die Bodenreform nach einer entschädigungslosen Enteignung vertrieben. Schloss Angern befand sich bis dahin über dreizehn Generationen hinweg, also 498 Jahre, im Besitz der Familie von der Schulenburg.

Nach der Enteignung wurde das Schloss 1949 in eine Fachschule für Landwirtschaft umgewandelt. Ab 1966 diente es als Berufsschule für Meliorationsbau. Die barocke Raumaufteilung wurde durch Zwischenwände und -decken stark verändert, und Baracken mit weiteren Klassenzimmern wurden auf die Rasenfläche des Parks gebaut. Obwohl viele kunstvolle Details zerstört wurden, blieben die Bausubstanz und einige Elemente im Inneren erhalten.

Nach der politischen Wende stand das Gebäude leer, was Vandalismus und schweren Hausschwammbefall zur Folge hatte. Im Mai 1997 entschloss sich die Familie Alexander Graf v.d. Schulenburg, das Gebäude nebst Park zurückzukaufen und die dringend notwendige Schwammsanierung zu beginnen. Mit Fördermitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Sachsen-Anhalt und des heutigen Bördekreises konnten die Arbeiten gestartet werden.

Im Zuge der Sanierung mussten beide Dächer der Seitenflügel vollständig erneuert werden. Zudem wurden neue Hausanschlüsse über den Wassergraben und den Park gelegt. Eine nachhaltige Heizlösung wurde mit einer Holzheizanlage gefunden, die mit Holzhackschnitzeln aus dem eigenen Wald betrieben wird. Seither ist die Familie mit dem Innenausbau beschäftigt. Inzwischen wurden die Seitenflügel des Schlosses denkmalgerecht saniert und beherbergen sechs Mietwohnungen. Das Erdgeschoss des Hauptgebäudes kann für Veranstaltungen gemietet werden.

Nach einer Unterbrechung von 50 Jahren kehrte die Familie von der Schulenburg nach Angern zurück, wo sie seit 1424 über 550 Jahre lang ansässig war. Neben dem Schloss bewirtschaftet die Familie heute wieder Waldflächen und landwirtschaftliche Flächen. Die während der Bodenreform enteigneten Forstflächen wurden vollständig zurückerworben, jedoch mit erheblichem finanziellen Aufwand.

Die Nutzung des zwischen 1738 und 1745 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen und norddeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung .
Die Wasserburg Angern hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde erstmals 1336 urkundlich erwähnt, als es zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem Markgrafen von Brandenburg zu einer Einigung über die Besitzverhältnisse in der südlichen Altmark kam. 1341 ließ Erzbischof Otto von Magdeburg an dieser Stelle eine Wasserburg errichten. Ob es sich dabei um einen Neubau oder die Verstärkung einer bereits vorhandenen Anlage handelte, ist unklar. Die Burg war von einem tiefen Graben umgeben und verfügte über einen siebenstöckigen Turm, der das Bauwerk dominierte. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Feldsteinbau, wie die Mauerreste an der Brücke vermuten lassen.
Das Wasserschloss Angern ist eher ein Herrenhaus , ursprünglich im Jahr 1341 als Wasserburg errichtet, wurde im Jahr 1736 im Rokoko-Stil von Christoph Daniel von der Schulenburg durch den Architekten Friedrich August Fiedler erbaut. Ursprünglich war es von einem barocken Garten umgeben. Ab dem Jahr 1845 wurde das Schloss von Edo Graf von der Schulenburg und Helene Gräfin v.d. Schulenburg, geborene von Schöning, umgestaltet, inspiriert durch die Villa Schöningen in Potsdam , die Ludwig Persius für Edos Schwiegervater Kurd v. Schöning entworfen hatte. Dabei wurde das barocke Walmdach durch ein flaches Zinkdach ersetzt und es wurde ein Mezzaningeschoss ergänzt.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln. Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen.
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.