Das Gut Angern-Vergunst war ein bedeutender Teilbesitz des Schulenburgschen Familienkomplexes in der Altmark, dessen Erwerb durch Christoph Daniel von der Schulenburg 1738 die territoriale und wirtschaftliche Einheit des Majorats Angern entscheidend festigte.
Die Bezeichnung „Alt Hansens Teil“ geht zurück auf Hans VII. von der Schulenburg, den zweiten Sohn des Busso II., der im 16. Jahrhundert einen eigenständigen Zweig innerhalb der älteren Linie des weißen Stammes der Familie von der Schulenburg begründete. Sein Besitzmittelpunkt lag im sogenannten angernschen Drittel des Familienkomplexes. Aus seinem Namen leitete sich der Begriff „Alt Hansens Teil“ ab – ein klar umgrenzter Teilbesitz innerhalb des Lehenskomplexes Angern-Vergunst, der über mehrere Generationen hinweg in seiner Nachkommenschaft verblieb. Der Alt Hansens Teil umfasste neben Acker- und Wiesenflächen in Vergunst auch zugehörige Rechte an Wald- und Weidenutzung sowie wohl eine zentrale, heute nicht mehr exakt lokalisierbare Hofstelle. Nach dem finanziellen Zusammenbruch seines Enkels Busso VI. (1550–1601), der durch erhebliche Schulden große Teile des Guts – konkret fünf Achtel von Vergunst – verlor, war es Hans XII., ein Nachfahre aus dieser Linie, der im Jahr 1602 den Rückkauf dieser Anteile erreichte und damit den Fortbestand des Besitzes sicherte.
„Zu ewigen Zeiten als ein erbliches unwiderrufliches Eigentum“ – Der Kauf des Ritterguts Angern-Vergunst durch Christoph Daniel von der Schulenburg (1738): Mit dem am 2. Mai 1738 geschlossenen Kaufvertrag über das Lehn- und Rittergut Angern-Vergunst erfolgte ein markanter Einschnitt in der Besitzgeschichte der Familie von der Schulenburg. Der Vertrag dokumentiert nicht nur die rechtliche und wirtschaftliche Übertragung von Eigentum innerhalb des weitverzweigten Adelsgeschlechts, sondern gewährt auch tiefe Einblicke in Formen adeliger Besitzkonzentration, Finanzierungsstrategien und innerfamiliärer Güterverfassungen im Brandenburg-Preußen des 18. Jahrhunderts.
Gut Vergunst bei Angern (1738) – Struktur, Funktion und Herrschaftsräume einer altmärkischen Gutsanlage des 18. Jahrhunderts: Gut Vergunst, zwischen dem Burghof Angern und dem heutigen Wenddorf gelegen, stellt eine herausragende ländliche Gutsstruktur in der nördlichen Altmark dar, deren barocke Ausprägung in einem außerordentlich dichten schriftlichen Befund überliefert ist. Das Inventarium über das Rittergut Angern-Vergunst, angefertigt am 4. Juli 1738 durch den kaiserlichen Notar Adam Heinrich Bartels, dokumentiert den baulichen und funktionalen Zustand der Gesamtanlage im unmittelbaren Anschluss an den Erwerb durch General Christoph Daniel von der Schulenburg im Jahr 1738. Die Quelle bietet auf über 20 Seiten eine minutiöse Beschreibung sämtlicher Gebäude, ihrer Nutzung, Ausstattung und Zustand – und erlaubt so eine präzise Rekonstruktion einer märkischen Gutsstruktur im Übergang vom Spätfeudalismus zur aufgeklärten Gutsherrschaft.
Karte von Gut Vergunst aus dem Jahr 1740 im Landeshauptarchiv Magdeburg
Konflikte, Jurisdiktion und Konsolidierung: Das Dokument REP H Nr. 108 (1735) im Kontext der Besitzverhältnisse zu Angern und Angern-Vergunst: Das Jahr 1735 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Ritterguts Angern: Mit dem Ankauf des verschuldeten Besitzes durch Generalleutnant Christoph Daniel Freiherr von der Schulenburg begann nicht nur ein baulicher Neuanfang, sondern auch eine politisch-rechtliche Konsolidierung der weitverzweigten Besitzverhältnisse. Das im Gutsarchiv Angern erhaltene Dokument Rep H Nr. 108 dokumentiert die zahlreichen Differenzen zwischen den beiden Linien des Hauses Schulenburg – Angern und Angern-Vergunst – und erlaubt einen tiefen Einblick in die juristischen, agrarischen und wirtschaftlichen Streitfragen des frühabsolutistischen Landadels.
Das altmärkische Gut Vergunst war bis zur Zusammenlegung mit dem Schlossgut Angern im Jahr 1738 nicht nur eine verstreute Besitzstruktur innerhalb der Familie von der Schulenburg, sondern zugleich ein hoch differenziert organisierter landwirtschaftlicher Betrieb mit komplexer Sozialstruktur. Diese lässt sich insbesondere über zwei zentrale Quellen rekonstruieren: das Dienstbuch von 1674 sowie eine systematische Erhebung aller Untertanen unter Generalmajor Graf von der Schulenburg im Jahr 1725.
Christoph Daniel von der Schulenburg und der Erwerb des Ritterguts Angern-Vergunst (1737–1739): Juristische, administrative und wirtschaftliche Konsolidierung eines altmärkischen Adelsguts: Die Quellen der Akte Rep. H Angern Nr. 336 im Landesarchiv Wernigerode bieten einen außergewöhnlich detaillierten Einblick in die Prozesse adeliger Güterpolitik des 18. Jahrhunderts. Sie dokumentieren die intensive Korrespondenz des Sekretärs Croon mit Generalleutnant Christoph Daniel von der Schulenburg im Kontext des Erwerbs und der wirtschaftlichen Neuordnung des Gutes Angern-Vergunst, das bis dahin im Besitz eines entfernteren Familienzweiges war. Der Kauf stellt den Abschluss jahrzehntelanger Besitzstreitigkeiten dar und markiert zugleich einen Wendepunkt in der Konsolidierung des altmärkischen Majorats Angern.