Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt.

Inszenierte Herrschaft im Interieur – Die Ausstattung des Schlosses Angern im Spiegel des Inventars von 1752: Die Ausstattung adeliger Wohnsitze im 18. Jahrhundert war mehr als nur funktionale Möblierung: Sie diente der Repräsentation, der sozialen Codierung und der performativen Inszenierung von Herrschaft, Bildung und weltläufigem Geschmack. Das Inventar des Schlosses Angern aus dem Jahr 1752 (Gutsarchiv Angern, Rep. H 76) erlaubt einen selten detaillierten Blick in die Wohnkultur eines preußisch-altmärkischen Adligen der Barockzeit. Christoph Daniel von der Schulenburg, General der Infanterie im Dienste des Königs von Sardinien, hatte das Schloss wenige Jahre zuvor als Teil einer umfassenden Besitz- und Herrschaftskonsolidierung neu errichten und vollständig ausstatten lassen. Die analysierten Einrichtungsgegenstände, Textilien, Dekorationselemente und Supraporten spiegeln nicht nur die internationale Herkunft des Besitzers, sondern auch seine Ambition, in Angern ein stilistisch kohärentes und symbolisch aufgeladenes Herrschaftszentrum zu etablieren.

Struktur und Charakter des Inventars

Das 1752 angelegte Inventarverzeichnis umfasst mehr als 20 Räume, darunter Säle, Kabinette, Schlafzimmer, Salons, Archivräume und Wirtschaftsräume. Es listet Möbel, Textilien, Gemälde, Waffen, Bücher, Porzellan und Dekorationsgegenstände mit hoher Genauigkeit auf – häufig mit Materialien, Mustern, Farben und Anordnungen. Der Stil ist nüchtern-deskriptiv, weist aber durch seine Ordnungssystematik (nummerierte Räume, korrespondierende Bezüge) auf eine planvolle Raumarchitektur hin. Die Gegenstände sind in ihrer Funktion aufeinander abgestimmt und thematisch gruppiert: Ein Gartensaal mit blauen Rohrstühlen, Chinoiserien und Berliner Flechtwerk kontrastiert mit dem Kabinett des Hausherrn, das mit italienischen Bauernszenen und Waffenstücken ausgestattet ist. Hier zeigt sich eine Komposition von Zweck, Ästhetik und Repräsentation.

Möblierung und textile Ausstattung

Ein zentrales Merkmal der Ausstattung des Schlosses Angern ist der Reichtum an gepolsterten Möbeln, dekorativen Tischen, mehrteiligen Betten und hochwertigen Textilien. Die Möbel folgen dabei sowohl funktionalen als auch ästhetischen Prinzipien: Sie sind überwiegend aus Nussbaum- oder Tannenholz gefertigt, vielfach lackiert oder gewachst, teils mit Intarsien oder geschnitzten Elementen versehen. Besondere Beachtung verdienen die Schlafräume, die mit "Betten à la duchesse" ausgestattet sind – Himmelbetten mit umlaufender Draperie –, dazu passend farblich abgestimmte Matratzen, Parcheminkissen, Federbetten, Strohsäcke und Polster. Diese Ausstattung orientiert sich am gehobenen Standard höfischer Wohnkultur des mittleren Adels.

Auch in der textilen Ausstattung zeigt sich Anspruch: Die Räume sind mit farblich korrespondierenden Tapeten (z. B. grünem Damast oder blau-weiß gestreifter Leinwand) bespannt. Die Gardinen, Falballas, Wandbespannungen und Bettvorhänge aus Damast, Kattun, Brokat und Leinwand bilden ein fein abgestimmtes Ensemble, das sowohl saisonale Nutzbarkeit als auch Repräsentation berücksichtigt. Viele Fenster sind doppelt behangen – ein Zeichen funktionaler Wärmehaltung und modischer Redundanz zugleich.

Auffällig ist der gestalterische Rhythmus der Farbwahl: Der Kontrast von grün-goldenen Textilien mit blau-weiß gestreiften Stoffen, gelben Fransen und Möbelbezügen aus bedrucktem Kattun wiederholt sich mehrfach. Diese bewusste Farbgestaltung verleiht den Räumen eine geschlossene Raumwirkung und korrespondiert mit der ornamentalen Gliederung durch Supraporten.

Im Vergleich zu Schloss Mosigkau bei Dessau, das in den 1750er Jahren unter Fürstin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau errichtet wurde, fällt die Ausstattung des Schlosses Angern etwas weniger opulent, aber nicht weniger repräsentativ aus. Während Mosigkau auf höfische Inszenierung mit goldgefassten Möbeln, stuckierten Decken und französischem Rokoko-Stil setzt, vermittelt Angern eine pragmatischere, aber dennoch bildungs- und stilbewusste Form des ländlich-adligen Wohnens. Die Qualität der Möbel ist hoch, ihre Anordnung durchdacht, doch sie zielt stärker auf Beständigkeit und symbolische Dichte als auf höfische Prachtentfaltung. Beide Häuser zeigen jedoch eine enge Orientierung an zeitgenössischer Mode, die Integration textiler Raumarchitektur und die Bedeutung des Schlafzimmers als Ort kultivierter Privatheit.

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KI Rekonstruktion einer Rokoko Möbelgruppe in der ersten Etage links vom Saal 

Supraporten und Wanddekorationen als Repräsentationsmittel

Ein besonders charakteristisches Element der Innenausstattung von Schloss Angern sind die zahlreichen Supraporten – über Türen oder Kaminen angebrachte Bildfelder –, die in Stil, Motivwahl und Funktion weit über rein dekorative Zwecke hinausgehen. Im Inventar von 1752 finden sich detaillierte Hinweise auf ihre Themenvielfalt und Platzierung: Sie zeigen Szenen aus der italienischen Genremalerei (z. B. Bacchanalien, ländliche Feste), chinesisch inspirierte Tierdarstellungen, venetianische Architekturperspektiven, niederländische Küchen- und Jagdstillleben sowie allegorische und mythologische Szenen. Diese Supraporten dienten nicht nur der Gliederung der Wandflächen, sondern waren integraler Bestandteil einer narrativen Raumordnung, in der jeder Bildträger eine bestimmte Atmosphäre, moralische Konnotation oder kulturelle Assoziation erzeugte.

Dass mehrere Werke als "venetiansche Perspektiven" oder "italienische Bauernstücke" bezeichnet werden, legt nahe, dass Christoph Daniel von der Schulenburg sie bewusst in Italien oder über italienische Kunsthändler erworben hatte. Ihre Thematik war mit Bedacht gewählt: Während Supraporten mit Blumen, Wildbret und Küchengeschirr eher in Speise- oder Wirtschaftszimmern Verwendung fanden, dominierten im Salon Landschaften, mythologische Szenen und höfische Allegorien. Die Verteilung war nicht zufällig, sondern diente einer didaktisch-moralischen Rahmung des Raumes im Sinne einer bildgeführten Weltordnung.

Die Supraporten spiegeln den Bildungsanspruch des Besitzers ebenso wie seine internationale Orientierung. Ihre künstlerische Qualität verweist auf erfahrene Werkstätten – vermutlich in Venedig, Turin oder auch Leipzig – und auf den Zugang zu einem überregionalen Kunstmarkt. In ihrer Vielfalt und thematischen Tiefe sind sie vergleichbar mit den Raumausstattungen des Schlosses Mosigkau, wenngleich dort stärker auf mythologische Kontinuität und klassische Antikenrezeption gesetzt wurde. In Angern hingegen verschmelzen höfische Eleganz, genrehafte Lebendigkeit und symbolische Codierung zu einem durchkomponierten Repräsentationsprogramm, das die Übergänge von öffentlichem Auftreten, privatem Stil und gelehrter Selbstverortung fließend inszeniert.

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Porträts, Sammlungen und dynastische Selbstverortung

Ein auffälliges Moment der Innenausstattung ist der hohe Anteil an bildlicher Herrschaftsinszenierung: Der Gartensaal und die angrenzenden Kabinette enthalten Porträts von Victor Amadeus II., König Karl Emanuel III., dem Kronprinzen von Sardinien, dem Herzog von Chablais sowie allegorische Darstellungen „der drei Königinnen“ und anderer hoher Persönlichkeiten. In Summe bilden sie eine Galerie sardinisch-piemontesischer Staatlichkeit, die Christoph Daniels diplomatische und militärische Einbindung in den italienischen Fürstenstaat sichtbar macht. Auch im sog. Polterzimmer, das zugleich als Bibliothek und Waffenraum dient, überlagern sich gelehrte Repräsentation und militärische Erinnerungskultur – etwa durch eine „Haubitze zu Grenaden“, einen „Musquetton mit Perlmutter und Elfenbein“ oder eine „spanische Flinte, halb geschäftet, so blau angelaufen“.

Ökonomischer Rahmen und kulturelle Einordnung

Die Ausstattung von Schloss Angern dürfte in ihrer Gesamtheit zwischen 7.000 und 9.000 Reichstalern gekostet haben – eine für ein Landgut dieser Größe beachtliche Summe, die etwa einem Fünftel des Kaufpreises von Angern-Vergunst entsprach. Zum Vergleich: Die Ausstattung von Schloss Mosigkau unter Fürstin Anna Wilhelmine belief sich auf rund 12.000 bis 14.000 Taler, wobei dort verstärkt auf höfische Inszenierung mit Stuck, vergoldetem Mobiliar und Spiegelgalerien gesetzt wurde. Angern wählte bewusst einen reduzierteren, aber nicht minder anspruchsvollen Weg.

Finanziert wurde die Einrichtung zum Großteil aus Schulenburgs im Ausland (v. a. in Turin) erworbenem Vermögen, das über ein transnationales Netzwerk aus Bankiers, Vermittlern und Vertrauenspersonen in mehreren Tranchen in die Altmark überführt wurde. Die bereits 1736/37 dokumentierten Geldzuflüsse aus Turin an Sandrat in Magdeburg, ebenso wie der Großtransfer von 33.000 Talern im Jahr 1738 über Pommer, Faber & Küstner und Tissot, verdeutlichen die ökonomische Planungstiefe, mit der Schulenburg sein Projekt betrieb.

Kulturell ordnet sich die Ausstattung in das Spannungsfeld zwischen barocker Repräsentation, aufgeklärter Sammelkultur und frühbürgerlichem Ordnungssinn ein. Die Objekte stammen aus verschiedenen kulturellen Sphären – insbesondere Italien, Frankreich, den Niederlanden und Mitteldeutschland – und zeigen, wie der preußisch-altmärkische Adel in der Lage war, europäische Gestaltungstraditionen mit lokaler Herrschaftslogik zu verbinden. Schloss Angern fungiert damit nicht nur als Wohnsitz, sondern als materieller Ausdruck einer adeligen Weltaneignung, in der Ästhetik, Pädagogik, Erinnerungskultur und politisches Selbstverständnis ineinandergreifen.

Fazit

Die Ausstattung des Schlosses Angern im Jahr 1752 ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Verbindung von Herrschaft, Repräsentation und Mobilität im Raum des mitteldeutschen Adels. Christoph Daniel von der Schulenburg schuf sich mit diesem Haus nicht nur einen Wohnsitz, sondern ein Sinnbild seines Lebenswegs: als Militärführer in Piemont, Finanzakteur auf dem europäischen Parkett und Reformgutsherr in der Altmark. Das Schloss wurde dabei zur Bühne einer inszenierten, gelehrten, durch ästhetische Wahlverwandtschaften gestützten Selbstvergewisserung. Die Rezeption italienischer, französischer und niederländischer Elemente verknüpfte sich mit einer preußisch-altmärkischen Ordnung, die das Schloss nicht nur zum Wohnort, sondern zum sozialen und symbolischen Mittelpunkt einer Herrschaftsstrategie machte.

Quellen

Archivquellen

  • Gutsarchiv Angern, Rep. H 76: Generalinventarium der im Schloss Angern befindlichen Gegenstände, erstellt 1752.
  • Gutsarchiv Angern, Rep. H 336: Korrespondenzen Croons an Christoph Daniel von der Schulenburg, 1737–1739.
  • Gutsarchiv Angern, Rep. H 409, Bl. 25–28: Einnahmen und Ausgaben der Gutskasse Angern, mit Vermerken zu Kapitalzuflüssen aus Turin (1736–1737).

Vergleichsliteratur

  • Danneil, Johann Friedrich: Das Geschlecht der von der Schulenburg, Bd. I–II. Salzwedel 1847.
  • Brülls, Holger / Könemann, Dorothee: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 10.2: Altmarkkreis Salzwedel, Halle (Saale) 1993.
  • Jannasch, Eva: Das Rokoko-Schlösschen Mosigkau und seine Ausstattung. In: Jahrbuch der Stiftung Dessau-Wörlitz 1964, S. 45–92.
  • Huth, Christoph: Adelige Wohnkultur des 18. Jahrhunderts in Sachsen-Anhalt. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Heft 2 (2009), S. 61–74.
  • Richter, Gisela: Mobiliar und Ausstattung des Adels im 18. Jahrhundert – Funktion, Form, Bedeutung. München 2004.
  • Schütte, Christoph: Dekorative Supraporten des 18. Jahrhunderts – Funktionen zwischen Raumstruktur und Allegorie. Berlin 2008.

Kunsthistorischer Kontext

  • Schulze, Sabine: Die Supraporte als Bildform des 18. Jahrhunderts. Ikonografie und Raumwirkung, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 62 (2001), S. 185–216.
  • Leuschner, Eckhard: Barocke Bildprogramme in deutschen Landsitzen. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 65 (2002), S. 311–338.
Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste laut Quellenbefund drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Baupolitik, Raumordnung und Repräsentation auf dem Rittergut Angern um 1734 – Eine Analyse des "Pro Memoria" Christoph Daniel von der Schulenburg im Kontext vergleichbarer Gutsherrschaften. Das Gutsarchiv Angern überliefert mit 31-Punkte umfassenden "Pro Memoria" von 1734 (Rep. H Angern Nr. 409) ein einzigartiges Zeugnis adliger Planungspraxis im 18. Jahrhundert. Christoph Daniel von der Schulenburg, königlich sardischer General und Besitzer des Ritterguts Angern, skizziert darin die umfassende Neugestaltung seiner Besitzung. Das Dokument gewährt Einblick in eine administrative Rationalisierung, ästhetisch-repräsentative Raumgestaltung und die materiellen wie sozialen Strukturen eines barocken Gutes. Im Folgenden wird dieses Bauprogramm analysiert und mit zeitgleichen Gutsherrschaften in Brandenburg-Preußen und Norddeutschland verglichen.
Finanzielle Lasten und Investitionsprioritäten beim Schlossbau in Angern – Eine Analyse der Ausgabenbilanz von 1737. Die Ausgabenbilanz vom 24. Mai 1737 stellt ein aufschlussreiches Dokument über die ökonomischen Rahmenbedingungen und Prioritätensetzungen während der frühen Phase des barocken Schlossbaus in Angern dar. Christoph Daniel Freiherr von der Schulenburg , der damalige Besitzer des Ritterguts, ließ die Anlage ab 1735 unter erheblichen finanziellen Aufwendungen neu errichten. Die Bilanz verzeichnet zwischen 1735 und Mai 1737 Gesamtausgaben in Höhe von 22.026 Talern, 16 Silbergroschen und 8 Pfennig , von denen 9.100 Taler explizit als baugebundene Ausgaben ausgewiesen sind.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.