Das Tagebuch von Friedrich Wilhelm Christoph Daniel von der Schulenburg bietet einen einzigartigen, unmittelbar aufgezeichneten Einblick in den Alltag, die Truppenbewegungen und die persönlichen Erfahrungen eines preußischen Offiziers im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.
Tagebuch von Friedrich Wilhelm Christoph Daniel von der Schulenburg (1843–1921) aufgezeichnet von Helene von der Schulenburg, geb. von Schöning. Die Tagebucheintragungen des Jahres 1870 dokumentieren den Beginn und die erste Phase des Deutsch-Französischen Krieges aus der Sicht von Friedrich Wilhelm Christoph Daniel von der Schulenburg, genannt Fritz. Nach der Mobilmachung im Juli nimmt er als Reserveoffizier beim Magdeburger Husarenregiment Nr. 10 teil.
Die Tagebucheintragungen des Jahres 1871 dokumentieren eindrucksvoll den Übergang vom Krieg zur Friedenszeit. Zu Beginn steht Friedrich Wilhelm Christoph Daniel von der Schulenburg („Fritz“) weiterhin im Feld, beteiligt an den letzten militärischen Operationen um Paris und später in der Normandie. Die Einträge zeigen eine Mischung aus militärischer Routine, Marschbewegungen und logistischen Aufgaben – besonders als Quartiermacher organisiert er Unterkünfte für die Truppe.
Funktion, Belastung und symbolische Bedeutung am Beispiel Friedrich Wilhelm von der Schulenburg. Im militärischen Alltag des 19. Jahrhunderts nahm der Quartiermacher eine Schlüsselstellung in der Logistik der Truppenbewegungen ein. Besonders im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde seine Funktion entscheidend für den reibungslosen Ablauf von Märschen, Unterbringung und Versorgung. Anders als der kämpfende Soldat war der Quartiermacher ein Organisator – jedoch einer, dessen Tätigkeit oft unter extremen Bedingungen stattfand und zugleich politisch brisant war. Das Tagebuch von Friedrich Wilhelm Christoph Daniel von der Schulenburg gibt eindrucksvolle Einblicke in dieses Rollenprofil.
Zwischen Kriegszustand und Gastfreundschaft: Die französische Zivilbevölkerung im Tagebuch Friedrich Wilhelm Christoph Daniel von der Schulenburg (1870/1871). Die gängige historiographische Darstellung des Verhältnisses zwischen der französischen Zivilbevölkerung und der preußisch-deutschen Besatzungsmacht im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist von einer klaren Deutung geprägt: Angst, Feindseligkeit, Flucht und Widerstand sollen das Bild insbesondere in den frühen Phasen des Krieges dominiert haben. In französischen Quellen ist vielfach von Ohnmacht und Ressentiment gegenüber den Besatzungstruppen die Rede – ein Bild, das sich auch in der Erinnerungskultur beider Länder festgesetzt hat. Doch wie spiegelt sich diese Deutung im individuellen Erfahrungsraum eines preußischen Offiziers wider?