Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Als im 6. Jahrhundert die Wanderungen der Stämme aufhörten, und diese feste Wahnsitze einnahmen, ging man dazu über, den Acker zu bestellen. Einzelne Familien erhielten von den Häuptlingen Land zum Ackerbau, zur Viehweide und zur Wohnung angewiesen. Sie bauten sich nahe beieinander auf. Es entstanden Ansiedlungen, die Anfänge der Dörfer.

Im 8. Jahrhundert wurden die Franken mächtig, welche auf beiden Seiten des Rheins ein großes Reich gegründet hatten. Sie waren die Nachbarn der Sachsen. Raub und Plünderung, Mord und Brand geschah häufig in den Grenzgebieten. Die Franken hatten bereits das Christentum angenommen. Die Sachsen saßen noch in der Finsternis des Heidentums. Karl der Große (768 - 814) beschloss, die Sachsen zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Mit einem großen Heer rückte er nach Osten vor. Viele Jahre hindurch wurde zwischen den Stämmen gekämpft. Die Sachsen, wiederholt geschlagen, erhoben sich immer wieder zu neuen Aufständen. Endlich erlahmte ihre Kraft und ihr Mut. Sie beugten den Nacken unter das Joch der Franken und nahmen das Christentum an. Zwar gerieten sie nicht in persönliche Abhängigkeit von den Franken, aber sie mussten sich den staatlichen und kirchlichen Ordnungen des Frankenreiches fügen. Den Göttern durften fortan keine Opfer dargebracht werden, die Leichen durften nicht verbrannt, sondern mussten beerdigt werden.

Von großer Bedeutung für das deutsche Volksleben im Mittelalter ist das Lehnswesen. Als die Franken unser Gebiet eingenommen hatten, gab der König Landesteile an seine Kriegsmannen, welche ihm dafür Kriegsdienste zu leisten hatten. Diese wiederum taten dasselbe, sie gaben Land an ihre Vasallen und verpflichteten sie zu Diensten. So wurden als Lehn hingegeben Äcker und Häuser, Mühlen und Brauereien und Fischereien. Aller Grund und Boden war zehntpflichtig.

Im 10. bis 13. Jahrhundert geschahen die großen Rodungen. Kolonisten kamen aus anderer, Gegenden, machten das Land urbar und siedelten sich an. Vor allem war es Markgraf Albrecht der Bär, welcher aus Holland und Flandern Ansiedler herbeirief. Es entstanden neue Dörfer. Einige von den im frühen Mittelalter gegründeten Dörfer existieren nicht mehr, sie sind wüst gefallen - so das Dorf Panitz. Ein Gehölz, wenige Kilometer von Angern nach Nordosten gelegen, heißt Pallitzer oder Palnitzer Holz. Es hat seinen Namen von dem Dorfe, welches dort einst stand. Das Dorf wird von Wenden angelegt worden sein, denn diese siedelten gern auf leichten Böden, unweit von Flüssen und Gräben.

Die Nutzung des zwischen 1738 und 1745 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen und norddeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung .
Die Wasserburg Angern hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde erstmals 1336 urkundlich erwähnt, als es zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem Markgrafen von Brandenburg zu einer Einigung über die Besitzverhältnisse in der südlichen Altmark kam. 1341 ließ Erzbischof Otto von Magdeburg an dieser Stelle eine Wasserburg errichten. Ob es sich dabei um einen Neubau oder die Verstärkung einer bereits vorhandenen Anlage handelte, ist unklar. Die Burg war von einem tiefen Graben umgeben und verfügte über einen siebenstöckigen Turm, der das Bauwerk dominierte. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Feldsteinbau, wie die Mauerreste an der Brücke vermuten lassen.
Das Wasserschloss Angern ist eher ein Herrenhaus , ursprünglich im Jahr 1341 als Wasserburg errichtet, wurde im Jahr 1736 im Rokoko-Stil von Christoph Daniel von der Schulenburg durch den Architekten Friedrich August Fiedler erbaut. Ursprünglich war es von einem barocken Garten umgeben. Ab dem Jahr 1845 wurde das Schloss von Edo Graf von der Schulenburg und Helene Gräfin v.d. Schulenburg, geborene von Schöning, umgestaltet, inspiriert durch die Villa Schöningen in Potsdam , die Ludwig Persius für Edos Schwiegervater Kurd v. Schöning entworfen hatte. Dabei wurde das barocke Walmdach durch ein flaches Zinkdach ersetzt und es wurde ein Mezzaningeschoss ergänzt.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln. Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen.
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.