Die sogenannte Polterkammer beeindruckt mit seinen kunstvoll verzierten Säulen, deren geschnitzte Kapitelle doppelköpfige Adler zeigen, ein Symbol des Adels. Ihre klassizistischen Kapitelle sind reich verziert und bilden einen harmonischen Kontrast zu den anderen Elementen des Raumes. Zeitgleich entstanden die prächtigen Türen, die den Sälen des Erdgeschosses ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen. Ergänzt wird die Atmosphäre des Raumes durch Kupferstiche von Johann Elias Ridinger, die Jagdszenen darstellen und die Wände schmücken.

Die Polterkammer bietet Zugang zum Kabinett und einem kleineren Raum, der das Hauptgebäude mit dem Seitenflügel verbindet. Im 19. Jahrhundert führte dieser Raum zur großen Bibliothek im Seitenflügel sowie zur dahinter liegenden kleinen Bibliothek.

Ansicht des Säulenzimmers

Aus dem 19. Jahrhundert sind keine Fotos überliefert. Der Fußboden stammt noch aus der Bauzeit des Rokoko und besteht aus einem Rahmenfriesboden aus Kiefer mit einer Einfassung aus Eiche.

Der Raum im 18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert bezeichnete Christoph Daniel von der Schulenburg, der Erbauer des Schlosses, den Raum als „Polterkammer“, die seine umfangreiche Waffensammlung beinhaltete, die er während seiner Militärzeit erworben hatte. Leider ist diese Sammlung im Zuge der Plünderungen nach der Bodenreform verschollen. Das Inventar von 1752 dokumentiert diesen Raum wie folgt:

Das Kabinett diente als Bibliothek und enthielt eine Vielzahl wertvoller Gegenstände. Neben der Büchersammlung befand sich dort auch ein Katalog, der das von Ernst August Brieres 1752 erstellte Inventar (Rep H Angern Nr 76) erfasste. Der Raum wurde mit grün-schwarz marmorierter Wachsleinwand tapeziert und war mit einem hochwertigen Boden aus Kieferdielung ausgestattet, der von einer Einfassung aus Eichedielen umrahmt wurde.

Ein großer Gewehrschrank beherbergte eine umfangreiche Sammlung an Schusswaffen und Blankwaffen, darunter eine Haubitze zu Grenaden, mehrere Langflinten sowie kunstvoll verzierte Pistolen und Degen. Unter den wertvollsten Waffen befanden sich eine damascierte Flinte, ein mit Perlmutter und Elfenbein ausgelegter Musquetton sowie eine italienische Flinte mit Schiebschloss, die zusammengelegt werden konnte. Die Sammlung umfasste zudem brescianische Pistolen (aus Brescia, einer Stadt in Norditalien, die für ihre herausragende Waffenherstellung bekannt ist. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert erlangten die dort gefertigten Feuerwaffen aufgrund ihrer hohen Qualität und kunstvollen Verzierungen große Anerkennung. Ein bemerkenswertes Beispiel sind die Radschlosspistolen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Diese Waffen zeichnen sich durch ihre kunstvoll gemeißelten Verzierungen, elegante Linienführung und exzellente Läufe aus), eine Miquellets-Flinte und ein türkischer Säbel.

Zusätzlich befanden sich in der Bibliothek wertvolle Möbelstücke und persönliche Gegenstände. Ein grünsamtener Sattel mit Silberverzierungen, eine passende Schabracke sowie ein schwarzsamtener Reisehut unterstrichen den hohen Stand des Hausherrn. Zwei weiße Gardinen mit Falballas schmückten die Fenster. Ein großer Tisch mit einer gestreiften wollenen Decke dominierte den Raum. Zwei kleine Schränke waren ebenfalls Teil der Einrichtung, einer davon enthielt eine Commodité, was auf eine verborgene Toiletteneinrichtung hindeuten könnte.

Besonders bemerkenswert war die Sammlung von zwölf Statuetten der römischen Cäsaren mit ihren Gemahlinnen, insgesamt 24 Figuren („pièces des Antiques représentant les 12 Césars et les 12 Césarines“). Diese Büsten betonten das Interesse von Christoph Daniel an der antiken Welt und seine Bildung, da die Darstellung der Zwölf Cäsaren seit der Renaissance als Zeichen von Gelehrsamkeit, historischer Bewunderung und politischer Legitimität galt. Die Ergänzung durch ihre Gemahlinnen verlieh der Sammlung eine zusätzliche Dimension, indem sie nicht nur die Kaiser als Einzelpersonen, sondern auch das kaiserliche Umfeld in den Mittelpunkt stellte.

Wichtige Dokumente wurden in einem schwarzen Kästchen aufbewahrt, das Patente und Manuskripte enthielt. Daneben befand sich eine Chatouille, ein mit messingnem Blech überzogenes Utensil, das möglicherweise eine kleine Schreibtruhe oder ein Tabakbehältnis war.

Diese Bilder wurden anhand von Schwarz-Weiß-Fotos von einer KI coloriert und zeigen die Räume ca. im Jahr 1920. Die Ausstattung ist seit der Bodenreform verschollen.
Unser Rundgang beginnt mit der beeindruckenden Ansicht des Schlosses von der Nordseite. Diese Perspektive bietet einen Blick auf die repräsentative Vorfahrt und die markanten Eingangstüren des Hauptgebäudes sowie der beiden Seitenflügel. Die Nordseite vermittelt einen ersten Eindruck von der eleganten Architektur und Symmetrie des Schlosses.
Das Vestibül des Herrenhauses Angern bildet als architektonisches Bindeglied zwischen Außenwelt und Innenraum eine zentrale Schwelle der barocken Raumdramaturgie. Es diente im 18. und 19. Jahrhundert nicht allein dem funktionalen Empfang von Gästen, sondern erfüllte eine wichtige Rolle in der Inszenierung sozialer Ordnung und Repräsentation. Seine architektonische Gestaltung, seine Position im Baukörper sowie seine Ausstattung erlauben Rückschlüsse auf die Bedeutung dieses Übergangsraums im Kontext adliger Wohn- und Herrschaftskultur.
Der sogenannte Gartensaal im Erdgeschoss des Schlosses Angern nimmt innerhalb der Raumstruktur des Hauses eine besondere Stellung ein. Er öffnete sich über große Flügeltüren – direkt zum barocken Garten-Parterre und bildete die räumliche und visuelle Verbindung zwischen Architektur und Garten. Seine Nutzung als Repräsentationsraum blieb sowohl im 18. als auch im 19. Jahrhundert erhalten, wobei sich die Akzente seiner Ausstattung und bildlichen Inszenierung verschoben.
Vom Gartensaal gelangt man in den Damensalon. Im 19. Jahrhundert war der Damensalon ein zentraler Raum in Schlössern und Herrenhäusern , speziell für die Hausherrin und ihre Gäste.
Der Herrensalon grenzt direkt an den Gartensaal und bietet Zugang zum ehemaligen Dienstzimmer sowie zum angrenzenden Kabinett. Der Begriff Herrensalon bezeichnet traditionell einen Raum in Schlössern oder Herrenhäusern, der speziell für die männlichen Hausherren und ihre Gäste vorgesehen war. Diese Salons dienten im 19. Jahrhundert als Rückzugsorte für Männer, um Gespräche zu führen, Geschäfte abzuwickeln oder Freizeitaktivitäten nachzugehen. Im 18. Jahrhundert war gehörte er zu den privaten Räumen von Christoph Daniel von der Schulenburg und war prunkvoll ausgestattet.
Vom Herrensalon und von der Polterkammer gelangt man in das Kabinett, das durch seinen beeindruckenden Marmorkamin hervorsticht. Die Wände des Kabinetts sind mit Stichen und Porträts der preußischen Könige geschmückt, die Szenen aus ihrem Leben und ihrer Herrschaft darstellen.
Die sogenannte Polterkammer beeindruckt mit seinen kunstvoll verzierten Säulen, deren geschnitzte Kapitelle doppelköpfige Adler zeigen, ein Symbol des Adels. Ihre klassizistischen Kapitelle sind reich verziert und bilden einen harmonischen Kontrast zu den anderen Elementen des Raumes. Zeitgleich entstanden die prächtigen Türen, die den Sälen des Erdgeschosses ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen. Ergänzt wird die Atmosphäre des Raumes durch Kupferstiche von Johann Elias Ridinger , die Jagdszenen darstellen und die Wände schmücken.
Von der Polterkammer, dem Empfang und dem Herrensalon gelangt man in das Dienstzimmer . In historischen Schlössern des 19. Jahrhunderts waren Dienstzimmer oft integraler Bestandteil der Raumaufteilung. Sie wurden von Schlossverwaltern, Aufsehern oder anderen Bediensteten genutzt, um administrative Aufgaben zu erledigen.
Von der Vorfahrt aus betritt man durch die Eingangstür den großzügigen Empfang des Schlosses. Besonders beeindruckend sind das barocke Treppengeländer mit stark profilierten Rechteckbalustern und die teilweise erhaltene historische Wandvertäfelung, die den Charakter des Schlosses unterstreichen.
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Raum genutzt als Speisezimmer der Familie. Heute befindet sich dort eine Mietwohnung. Der Raum im 18. Jahrhundert Das General-Inventarium von 1752 (Rep. H Angern Nr. 76) dokumentiert den gesamten Bestand des Schlosses zu Angern und bietet wertvolle Einblicke in die reiche Ausstattung des Anwesens. Demnach war "das große Zimmer linker Hand (vom) Eingang des Saales" reich ausgestattet und wurde offenbar als Gästewohnung genutzt.
Im 18. Jahrhundert Gemäß dem Inventarverzeichnis von 1752 war dieser Saal baugleich zu dem Gartensaal gestaltet, jedoch war die Decke etwas höher. Der große Saal war reich mit Gemälden dekoriert. Die Wände waren vollständig mit einer Vielzahl von Stillleben , Landschaftsgemälden und chinesischen Malereien geschmückt.
Der obere einst repräsentative Galeriesaal ist der beeindruckendste und repräsentativste Raum des Hauses. Mit einer Raumhöhe von fast 4,50 Metern übertrifft er alle anderen Säle und diente um 1745 als zentraler Versammlungs- und Prunkraum.
Das Zimmer rechter Hand des Saals war mit 28 Bahnen gelber Brocadelltapeten ausgestattet. Brocadelltapeten, meist aus Seide oder Leinen mit eingewobenen Mustern, waren im 18. Jahrhundert ein Zeichen von Wohlstand und Eleganz.
Im 19. Jahrhundert: Die große Bibliothek ist um 1845 entstanden, also in die späte Biedermeierzeit mit ersten Übergängen zum Historismus. Charakteristisch ist die schlichte Eleganz der Möbel, die auf übermäßigen Zierrat verzichten und stattdessen durch ihre klaren Linien und feine handwerkliche Ausführung wirken.