Nachdem das Schloss, sämtliche Gutsgebäude sowie das gesamte Dorf und die Kirche anno 1626 im Dreißigjährigen Krieges von durchziehenden Truppen mehrmals Raub der Flammen und stark verwüstet wurde und bis zum Kriegsende wüst gelegen hatte, blieb es noch bis zum Jahre 1738 im Besitz des älteren Zweiges der Familie von der Schulenburg. Die Besitzer wohnten meist nicht in Angem, und das Gut wurde von einem Amtmann verwaltet.
Von den Kriegsschäden erholte sich der Ort kaum, einige Jahre hindurch befand sich keine lebende Seele am Ort. Wegen Mangels an Menschen war an Ackerbestellung nicht zu denken. Auch Wenddorf, Schricke, Kehnert u.a, waren von den Soldaten des General Fuchs gänzlich niedergebrannt. Dies geschah zu Lebzeiten Hennings (III) v.d. Schulenburg, der in Angern wohnte und die Gräuel des 30-jährigen Krieges in hohem Maße zu tragen hatte.
Nach ihm waren Heinrich (XI) (1621-1691), Matthias Daniel (1653-1713), Friedrich August (1672-1718) und Heinrich Hartwig (1677-1734) (durch Erbschaft 1718) Besitzer von Schloss Angern. Von 1693 bis 1723 gehörte auch das Lehngut Mahlwinkel zu Schloss Angern.
Nach einem alten Dienstbuch des Gutes von 1674 gehörten zu dieser Zeit sechs dienstbare Kossatenhöfe (noch mit der alten Bezeichnung Kothsassen) in Angern zur Vergunst und in Wenddorf. Die Besitzer hießen Heinrich Schmidt - er war der Schulze -, Heinrich Patze, Hans Bauer, Claus Cöppe und Hans Heinrich Triesmann. Der sechste Hof hatte Carsten Müller gehört, war aber zu dieser Zeit unbewohnt.
1676 übenahm Andreas Ritztorff (oder Ritztum) diese Stelle, die aber weiterhin als Müllers Haus bezeichnet wurde. Ritztorff war auch nur für einen Wochentag dienstpflichtig, galt also nicht als Kossat.
Die Kossaten mussten an zwei Tagen in der Woche, während der Ernte (von Peter und Paul bis Bartholomeus) an drei Tagen, Handdienste leisten. Wenn sie mit eigenem Gespann arbeiteten, galt ein Tag als ganzer Wochendienst. Nur Kriesmann besaß kein Gespann. Das Gut hatte eigene Gespanne.
Außerdem beschäftigte das Gut noch eigenes Gesinde und in der Ernte auch Tagelöhner. Auch die zur Vergunst gehörenden Freien mussten während der Roggenernte zwei Handdiensttage ableisten. Die Kossaten waren die Mäher und mussten auch noch einen Harker und einen Binder stellen. An diesen Tagen wurden alle Erntearbeiter verpflegt. Die Kossaten erhielten zwei warme Mahlzeiten, die Freien noch zusätzlich Morgenbrot mit Butter und Käse, nachmittags zum Viertmahl Käse und ein Scheit Brot.
Auch die Mahlzeiten sind in dem Dienstbuch verzeichnet: Am 1. Tag mittags gekochte Hirsegrütze und ein Essen aus Fleisch mit Rüben. Die Mäher, die sich allein setzen, erhielten zusätzlich noch Würste. Am Abend wurde auf dem Hof gegessen, und es gab Braunkohl und warme Rinderwürste. Für den 2. Tag sind mittags dicke Erbsen und Schaffleisch mit Mohrrüben, für die Mäher noch gebratene Rinderwürste verzeichnet, abends Bauernkohl und Rindfleisch mit Rüben, den Mähern zusätzlich trockenes Gänsefleisch. Dazu wurde Bier in einer Tonne auf das Feld gebracht. Bei den übrigen Arbeiten mussten die Kossaten sich selbst verpflegen, die Freien aber erhielten an ihren Diensttagen stets Verköstigung. Außerdem erhielten alle Mäher täglich sechs Maß Bier. Die Freien mussten 24 Arbeitstage im Jahr ableisten, wobei der Dienst in der Roggenernte festgelegt war, an den übrigen Tage wurden sie dazu aufgefordert, wenn Bedarf an Arbeitern bestand.
Die Aufsicht über die Arbeiten führte ein Voigt, der auf dem Gut wohnte. Außerdem wurde auch das Gut Ramstedt von Angern aus bewirtschaftet, und häufig mussten die Kossaten dorthin zur Arbeit gehen. Angebaut wurden Gerste, Roggen und Hafer, Weizen wird 1675/76 nicht genannt, dazu Buchweizen, Erbsen, Bohnen, Weißkohl, Rüben, Wicken, Lein und Hopfen. In diesem Jahr wurden auch junge Bäume zur Anlage eines Obstgartens angefahren.
Im Winter wurde Holz geschlagen, die Lehmwände und -decken in Wohnungen und Ställen neu verschmiert ('gekleibet') und Zäune gebaut, wobei es sich wohl um Flechtzäune handelte, da Strauchwerk und Haselruten dazu verwendet wurden.
1677 wurde eine neue Scheune auf der Vergunst gebaut. Die alte war im Winter eingestürzt. Dazu wurde Ende Januar Eschenholz aus dem Buktum angefahren, in den nächsten beiden Monaten wurden im Ramstedter Forst Eichen gefällt und auf dem dortigen Gutshof bearbeitet. Es müssen beachtliche Stämme gewesen sein, denn an einem Tag beförderten 2 Gespanne nur 3 Stämme und an einem anderen 4 Gespanne 11 Stämme. Nachdem die alte Scheune im März gänzlich abgerissen worden war und die Zimmerleute das Bauholz zugehauen hatten, wurden am 14. Mai alle verfügbaren Männer zusammengeholt und innerhalb von 4 Tagen die neue Scheune gerichtet. Dabei halfen auch die beiden Wassermüller, der Knecht des Pfarrherrn, Meister Bemst der Schuster sowie Meister Johann der Schneider. (Rep H Angern Nr. 260)
Während des spanischen Erbfolgekriegs wurde im Jahre 1705 ein Detachement des K.u.k. Böhmisches Dragoner-Regiment 'Graf Paar' Nr. 2 zur Verteidigung von Schloß Angern abgestellt.