Anno 1843-1849 wiederum etwa hundert Jahre nach Bau des Hauses, veränderte Edo Friedrich Christoph Daniel - Landrat des Kreises Wolmirstedt - das Erscheinungsbild des Schlosses Angern dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend. Es wurde vermutlich von Ludwig Persius im Stil der Zeit umgestaltet, das Mezzaningeschoss wurde ergänzt, das barocke Walmdach wurde durch ein flaches Zinkdach ersetzt. Vorbild war vermutlich die ebenfalls von Persius im Auftrag von Edos Schwiegervater Curd v. Schöning gestaltete Villa Schöningen gegenüber dem Jagdschloss Glienicke in Potsdam.
Nach den Angaben für die Gebäudesteuer von 1863 (Rep.H/51) waren auf dem Gutshof vorhanden: Das zweistöckige Wohnhaus für den Gutsinspektor, im Erdgeschoß massiv gebaut mit einem oberen Stockwerk aus Fachwerk und einem hohen Ziegeldach bildete den Mittelpunkt des Gebäudekomplexes an der Ostseite des Hofes. Daran schloss sich rechts (Südflügel) ein einstöckiges Wirtschaftshaus an, in dem sich die Milchkammer, die Waschküche und die Stube für einen Knecht befanden. Dann kam das Brauhaus mit einem Anbau für die Heizung. Im Südflügel war der Ochsenstall untergebracht, der Platz für 30 Tiere bot.
Hinter diesem langen Gebäude befand sich ein Garten, der zur Straße hin durch eine Feldsteinmauer begrenzt wurde, die von der Ochsenstall neben der Hofeinfahrt bis an den Amtsteich reichte. Rechts von der Einfahrt stand der Kuh- und Rinderstall für etwa 90 Rinder. Auf der Giebelseite zur Einfahrt hin waren Wohnungen für zwei Familien. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes stand der Stall für 30 Pferde mit dazugehörigen Wagenschuppen. Die vierte Seite bildete eine Scheune. Dahinter befand sich der ca. 1 Morgen große sogenannte Klebergarten.
Die Ställe und die Scheune waren Fachwerkgebäude mit Ziegeldächern. Die Scheune wurde 1872 abgebrochen und durch einen massiven Bau mit Pappdach ersetzt. Ebenfalls massiv gebaut war der Schweinestall mit einem Taubenturm, der mitten auf dem Hof stand.
1887 erhielt Angern einen Bahnanschluss.
Im Dezember 1898 wurde das Gut an die Firma Friedrich Loß & Co. in Wolmirstedt verpachtet und von dieser ab Neujahr bewirtschaftet. Diese Firma betrieb u.a. die Zuckerfabrik in Wolmirstedt und auch einen Handel mit Landwirtschaftsbedarf wie Saatgut, Düngemittel usw. Das bis dahin von Angern aus bewirtschaftete Vorwerk Ellersell pachtete der Gutsbesitzer Himburg in Schricke. Er ließ dorthin von Schricke aus eine Telefonleitung legen. Neuer Gutsinspektor in Angem wurde Otto Theuerkauf.
1900 entstanden noch die Arbeiterkasernen, ein Kühlhaus und ein Maschinenschuppen. Die Schäferei befand sich nicht mit auf dem Gutshof, sondern bildete ein eigenes Gehöft. Die vier Seiten bildeten der heute noch vorhandene große Schafstall für 900 Tiere, das Schäferhaus, ein weiterer Schafstall für 600 Schafe (damals in einem schlechten Bauzustand) und ein Lämmer- und Jährlingsstall mit 300 Plätzen. Zwischen dem Gutshof und der Schäferei standen die ebenfalls noch vorhanden Arbeiterhäuser des Gutes. Allerdings hatten diese damals für jeweils zwei Familien bestimmten Gebäude nur zwei Stuben, zwei Kammern und 2 kleine Küchen. Dazu gab es noch einen Stall for 4 Schweine mit einem Raum für Brennholz.
1907 wurden in Angern Straßennamen festgelegt.
Um 1906 hatte das Fideikommiss Angern (mit Angern-Vergunst und Althansensteil) eine Größe von 1066 ha, der zum Fideikommiss gehörige Teil des Vorwerks Ellersell von 450 ha, der allodiale Teil des Vorwerks von 120 ha. 1913 und 1929 hatte das Fideikommiss Angern eine Größe von 1663 ha, der gesondert verpachtete, zum Vorwerk Ellersell gehörige Allodialbesitz von 161 bzw. 140 ha. 870 ha des Fideikommisses bildeten den Gutsforst, die landwirtschaftlichen Flächen waren verpachtet. In etwa dieser Größe blieb der Besitz bis 1946 erhalten.
Das Fideikommiss Angern wurde nach Reichsrecht am 1. Januar 1939 aufgelöst. Unter der von der sowjetischen Besatzungsmacht durchgeführten Bodenreform wurde Graf Sigurd-Wilhelm mit seiner Familie am 4. Januar 1946 aus Angern ausgewiesen. Nach 498jähriger schulenburgischer Besitzzeit wurde das Gut entschädigungslos enteignet und zunächst an Kleinbauern verteilt; der Forst wurde verstaatlicht.
Später wurde Gut Angern eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). Dieser Zustand blieb erhalten bis der Enkel des letzten Besitzes 1996 wieder nach Angern zurückkehrt und das Schloss sowie Teile des Gutes zurückkauft. Die im Rahmen der Bodenreform entschädigungslos enteigneten Forstflächen konnten dabei vollständig zurück erworben werden, jedoch nicht ohne erheblichen finanziellen Aufwand. > mehr zu diesem Thema
1990 wohnten in diesen Häusern der Gutsstellmacher Siedler und der Futtermeister Knochenmuß, der Hirte Andreas Behne und der Hirte W. Schulze, der Hirte Poggensee.
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