Friedrich Christoph Daniel Graf von der Schulenburg-Angern (* 10.2.1769 auf Angern; †16.05.1821 in Magdeburg) ist Sohn des Alexander Friedrich Christoph Graf von der S. auf Angern.
Er erhielt seine Ausbildung an der Schule zu Kloster Berge bei Magdeburg (1785–89) und studierte anschließend Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Halle. 1793 wurde er Landrat des II. Holzkreises des zu Preußen gehörigen Herzogtums Magdeburg.
Der älteste der Brüder, Graf Friedrich Christoph Daniel, wurde nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Halle preußischer Verwaltungsbeamter und war seit 1793 Landrat des zweiten magdeburgischen Holzkreises, nahm aber 1801 den Abschied, um Angern zu bewirtschaften, das sich in schlechtem Zustand befand.
Der neue Majoratsherr hatte sich mit Thaers Schriften innig befreundet und betrieb die Landwirtschaft nach den dessen neuen Methoden. Er betrieb die Wirtschaft nach rationellen Grundsätzen und hob den Ertrag bedeutend. Nicht ohne große Schwierigkeiten veranlasste er eine Separation des Gutes und der Gemeinde und ordnete durch Verträge die Dienstverhältnisse der Untertanen. Besonders war er bestrebt, künftigen Streitigkeiten bei Vererbung des Majorats vorzubeugen, da Christoph Daniel - dessen Gründer - die Fideikommisse nicht näher bestimmt hatte. Er stellte alles fest und nahm ein vollständiges Inventarium auf.
Während der Befreiungskriege gegen Napoleon leitete er die Organisation der Landwehr der Altmark. Nach Einrichtung der preußischen Regierung zu Magdeburg im Jahre 1816 wurde S. bis zu seinem Tode deren “Chefpräsidentâ€. Dies deutet auf das unklare Verhältnis von Ober- und Regierungs-Präsident am Sitze der Regierung in der Provinzialhauptstadt hin, wo es mit Friedrich von Bülow einen Oberpräsidenten gab, der gleichfalls als Regierungs- Präsident tätig war.
Nicht lange hielt es ihn auf der ererbten Scholle. Nach Ordnung dieser Familienangelegenheiten trat er 1804 als Kriegs- und Domänenrat bei der Kammer in Magdeburg ein. Noch im selben Jahr verpachtete seine Güter und wurde Kammerdirektor in dem damals zu Preußen gehörenden Warschau, wo er bis zu der Katastrophe von 1806 verblieb.
Nach dem Feldzug von 1806, der die ganze Preußische Verwaltung in Süd- und Neuostpreußen aufhob, begab er sich nach Angern zurück. Tief bekümmert ihn die Trennung von seinem angestammten König. Aber die Hoffnung besserer Zeiten gab ihm Mut in den schweren Tagen.
Friedrich Christoph Daniel war einer der wenigen Gutsbesitzer, die es verstanden, sich den Diensten des Königreichs Westfalen zu entziehen. Entschieden lehnte er verschiedene Aufforderungen zum Eintritt in den Westfälischen Staatsdienst ab, wodurch er, bei der geheimen Polizei verdächtigt, mancherlei Unannehmlichkeiten zu erdulden hatte. Nur in eine Kommission zur Regelung der Besitzverhältnisse der Domänen zwischen Preußen und Westfalen, mit dem Sitz in Magdeburg, trat er des allgemeinen Bestens wegen ein, wies aber entschieden die ihm dafür von Westfalen bestimmte Belohnung zurück.
Im Winter 1812-1813 hielt er sich in Berlin auf und überzeugte sich, als er die traurigen Ìberreste des französischen Heeres einziehen und bald darauf von den Franzosen räumen sah, dass die Stunde der Befreiung geschlagen habe. Nach Angern zurückgekehrt, leitete er gleich seinem Vetter Karl Just in Altenhausen nicht ohne Gefahr wegen der Nähe der Franzosen anno 1813 die Organisation der Landwehr zum Befreiungskampf in der Altmark, wofür er mit dem Eisernen Kreuz am weißen Bande ausgezeichnet wurde.
Nach dem Friedensschluss wurde er 1816 während der Organisation der Preußischen Behörden Chefpräsident der preußischen Regierung in Magdeburg und starb in dieser Stellung 1821 - im Alter von nur 52 Jahren.
Er war auch Ritter des Johanniterordens.
Aus erster Ehe (4.9.1764 Luise Eleonore v. Bismarck aus dem Hause Briest) hatte er zwei Töchter, von denen eine jung starb, die andere heiratete.
Aus seiner zweiten Ehe mit Auguste Luise Adolfine v. Cramm ging außer zwei jung verstorbenen Töchtern der Sohn Edo (*1816, +1904) hervor, mit dem die Geschichte des Hauses Angern fortgesetzt wird. Porträts des Ehepaares befinden sich im Schloss.
Literatur: Wolfgang von der Groeben: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen 1844 bis 2006, Düsseldorf 2006, S. 31, Johann Friedrich Danneil, Das Geschlecht von der S., 1847, 67f.; Georg Schmidt, Das Geschlecht von der S., Bd. 2: Stammreihe Beetzendorf, 1899, 659–661 (*B); Walter Hubatsch (Hg.), Grundriß der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, Reihe A: Preußen, Bd. 6, Provinz Sachsen, 1975, 35; Stefan Karnop/Lars-Henrik Rode/Mathias Tullner, Der Regierungsbezirk Magdeburg und seine Geschichte, 1998, 64 (B).
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Die Brüder des Friedrich Wilhelm Christoph Daniel:
Von den beiden Brüdern des Grafen Friedrich trat der ältere, Graf Alexander, gleich ihm nach dem Studium in Halle in den preußischen Verwaltungsdienst und brachte es bis zum Geheimen Oberrechnungsrat, ging aber 1822 als Direktor zur HauptÂRitterschaft der Kur- und Neumark (bis 1836). Durch seine Heirat mit Charlotte von Jagow kam er in den Besitz des Gutes Lenzerwische in der Westprignitz. Da aber sein einziger Sohn vor ihm starb, fiel das Gut an die beiden ihn überlebenden Töchter Luise Charlotte Karoline von Frankenberg und Ludwigsdorf und Ottilie Albertine Eleonore Juliane Gräfin von Schlippenbach und ging an das letztgenannte Geschlecht über.
Der jüngste Bruder, Graf Joseph Ferdinand Adolf Achaz, geb. 1776, gestorben 1831, wurde 1791 Standartenjunker im preußischen Kürassierregiment von Ihlow in Salzwedel (seit 1792 von Borstell) und 1794 Secondeleutnant in diesem Regiment.
Im Feldzug gegen Frankreich tat er sich hervor und wurde 1798 als besondere Auszeichnung zum Regiment der Gardes du Corps (Kürassierregiment Nr. 13) in Berlin und Umgebung versetzt. Hier trat er in freundschaftliche Beziehungen zum Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, den er beim Besuch der österreichischen Manöver 1804 begleitete. Den Feldzug 1806/07 machte er - seit 1807 Februar 18 als Rittmeister und Kompaniechef - bei diesem Regiment mit und blieb auch nach dem Tilsiter Frieden bei ihm. 1809 wurde er Major und erhielt die Erlaubnis zur Heirat. Beim Einzug des Zaren Alexander in Breslau 1813 März 15 kommandierte er dessen Eskorte. In den Befreiungskriegen führte er zunächst die Gardes du Corps, später eine Landwehrbrigade und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet, auch erhielt er russische Orden. Nach dem zweiten Pariser Frieden war er vorübergehend bei der mobilen Armee in Frankreich unter Zieten, wurde 1818 KomÂmandeur der 4. Kavalleriebrigade und 1820 Generalmajor. Seine Stärke lag in gründlicher Pferdekenntnis, weniger im Truppendienst. Ein schweres Leiden nötigte ihn, 1825 aus dem aktiven Dienst zu scheiden.
Bei seiner endgültigen Pensionierung erhielt er 1830 den Charakter als Generalleutnant.
Seine Vermählung mit Henriette Ernestine Luise von Schöning legte den Grund zum Ìbergang der Herrschaft Filehne in der Provinz Posen an das einzige Kind aus dieser Ehe, Graf Adalbert. Dieser wurde zunächst als Jurist ausgebildet, trat aber vor dem Assessorexamen in das Dragoner-Regiment Nr. 2 in Schwedt ein. Als Premierleutnant nahm er 1851 den Abschied, da seine Tante Wilhelmine Gräfin von Blankensee geb. von Schöning ihn zum Erben von Filehne einzusetzen wünschte. Zunächst aber musste sie sich mit den Geschwistern ihres Mannes auseinandersetzen. Graf Adalbert gewann den daraus entstehenden Prozess in zwei Instanzen für seine Tante, welche durch Vergleich mit den Miterben den uneingeschränkten Besitz der Herrschaft Filehne erhielt. Sie übergab ihm den Besitz 1855 als freies Eigentum. Von nun an widmete sich Graf Adalbert der Verwaltung des etwa 15 000 ha großen Gutes, betätigte sich aber auch politisch und war Mitglied des Norddeutschen Reichstages, später des Deutschen Reichstages und daneben zehn Jahre lang Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. In seinen letzten drei Lebensjahren wurde er zum Landtagsmarschall der Provinz Posen und zum Kommendator des Johanniterordens in der Provinz Posen gewählt.
Aus seiner Ehe mit Luise Freiin von Sobeck gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor, welcher früh verstarb. Beim Tode des Grafen Adalbert wurde seine Witwe Erbin von Filehne. Sie stiftete 1890 die neugotische Kapelle in der Nähe des Schlosses als Denkmal für ihren verstorbenen Gemahl, in deren Gruft die Angehörigen des Hauses Filehne ihre letzte Ruhestätte fanden. Gräfin Luise überlebte ihren Gemahl fast 40 Jahre.
Quelle: Dietrich Werner Graf v.d. Schulenburg, Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237-1983